STADTRADELN in Erlangen wieder ohne RADar!
Warum vergibt die Stadt erneut die Chance, direktes Feedback von Radfahrenden zu erhalten und behandelt stattdessen das STADTRADELN bloß als Event zur Steigerung des Images als Fahrradstadt?
Vom 27.06. bis 17.07.2022 nimmt die Stadt Erlangen erneut am STADTRADELN teil. Der Reiz, mit dem eigenen Team aus Kolleg*innen oder Freund*innen neue Kilometerrekorde aufzustellen, wird sicher wieder viele Erlanger*innen zum Mitmachen animieren. Alle Mitradelnde werden auf jeden Fall durch gesteigerte Fitness persönlich profitieren. Gleichzeitig dient jeder Kilometer, der geradelt und nicht mit dem Auto gefahren wird, dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen.
Leider besteht in Erlangen auch dieses Jahr nicht die Möglichkeit, im Rahmen des STADTRADELNS die Meldeplattform RADar! zu nutzen. Damit vergibt die Stadt erneut die Chance, direktes Feedback radfahrender Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und so zu erfahren, wo unmittelbar Handlungsbedarf besteht, weil Radfahrende gefährdet sind oder der Zustand einer Straße schlecht ist.
In denjenigen Städten, in denen die STADTRADELN-App mit dem RADar! verknüpft ist, kann jeder Radelnde mit einem Pin auf der integrierten Straßenkarte gefährliche oder verbesserungsbedürftige Stellen markieren und kommentieren. Die Meldungen sind auch für andere Bürgerinnen und Bürger sichtbar und kommentierbar. Die Kommune kann alle diese Meldungen einsehen, bearbeiten und sogar bei unklaren Angaben bei den Bürgern nachfragen. Die meldenden Personen wiederum bleiben in den folgenden Wochen über den Bearbeitungsstand der Meldung auf dem Laufenden, da der Status entsprechend der tatsächlichen Bearbeitung angezeigt wird.
Die Stadt Erlangen hat den RADar! zuletzt in 2016 angeboten. Die Frage, was mit den von den Bürger*innen erstellten Meldungen passiert ist, wurde dem ADFC Erlangen bis heute nicht von der Stadt beantwortet. In den letzten Jahren konnte der RADar! nicht einmal mehr während des STADTRADELNS verwendet werden, wohingegen andere Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern eine ganzjährige Nutzung des Portals ermöglichen. Die Stadtverwaltung begründete dies stets damit, dass kein Personal vorhanden sei, um die hohe Anzahl der eingehenden Meldungen zu bearbeiten. Dabei könnte die Nutzung der Meldeplattform sogar Arbeit sparen, da weniger Mehrfachmeldungen eingehen und Bürger*innen auf Rückfragen nach dem Bearbeitungsstatus verzichten könnten.
Dass die Stadt mit Bürgerbeteiligung arbeiten kann, hat sie mit dem 1000 Bügel Programm bewiesen. Denn hier lädt sie tatsächlich die Bürger und Bürgerinnen ein, Anregungen zu geben, an welchen Stellen neue Fahrradbügel zum sicheren Parken des Fahrrads sinnvoll sind.
Der ADFC Erlangen fordert schon seit langer Zeit einen interaktiven Mängelmelder. Positive Beispiele findet man mittlerweile in vielen deutschen Städten. Nachdem die Bürgerinitiative Radentscheid Erlangen die Forderung in ihrem Bürgerbegehren aufgegriffen hatte, wurde im Zukunftsplan Fahrradstadt im Februar 2021 beschlossen, dass es endlich ein Online-Portal mit interaktivem Mängelmelder geben solle. Die Stadt müsste hierfür das Rad nicht einmal neu erfinden, sondern könnte ganzjährig die RADar! Plattform nutzen, so wie es deutschlandweit in vielen Kommunen gehandhabt wird.
Warum also nutzt man das STADTRADELN nicht auch zur Gewinnung von Informationen für die nachhaltige Entwicklung der Stadt und behandelt stattdessen das STADTRADELN bloß als Event zur Steigerung des Images als Fahrradstadt?